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Ballo in maschera, Vienna Staatsoper, March 2006
Giuseppe Sabbatini as Gustave III
Photo by Axel Zeininger


Große Gefühle, Wiener Zeitung, 8 March 2006
Mehr Leidenschaft!, Die Presse, 8 March 2006
Der Tod steht ihm gut, Der Standard, 10 March 2006
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Große Gefühle
Julia Urbanek, Wiener Zeitung, 8 March 2006

Wiederaufnahme von Verdis "Un ballo in maschera" mit Giuseppe Sabbatini als König Gustav an der Staatsoper
Jetzt, da endgültig alle Masken gefallen sind, werden sie in der Wiener Staatsoper wieder im großen Stil aufgesetzt.

Zu einem großen Fest der Liebe und Rache wurde Verdis "Maskenball" bei der Wiederaufnahme von Gianfranco de Bosios Inszenierung. Diese ist vielleicht nicht revolutionär, doch dynamisch, bunt und frisch.

Während auf der Bühne Barock-Fassaden geschoben werden, verbergen auch König Gustav (Giuseppe Sabbatini) und Amelia (Norma Fantini) ihre romantischen Gefühle, mit Stimmen, die sich nicht verstecken müssen. Für beide ist es ihr Rollendebüt, das sie mit größter Bravour absolvieren: Kammersänger Sabbatini ist eine würdige Erscheinung, sein Timbre warm und kraftvoll  Amelia ein ebenbürtiges Pendant mit durchdringendem Sopran, den sie wirklich einzusetzen weiß. Das Paar harmonierten großartig, ihre gemeinsamen Passagen waren Garant für große Gefühle und grandiose stimmliche Leistungen.

Der Abend der großen Rollendebüts setzt sich fort: Bori Keszei ist ein reizender Oscar. Ihr jugendlicher Sopran besitzt Strahlkraft und ihr fröhliches Temperament schafft den nötigen Ausgleich für die schwermütigen Ereignisse.

Der gehörnte Graf Ankarström (Kammersänger Georg Tichy) hat schon Übung in seiner Rolle  bei der Wiederaufnahme war ein eher verhaltener Betrogener, der tadellos, aber ohne viel Esprit sang. Ihm galten auch ein paar ungerechtfertigte Buh-Rufe. Nadia Krasteva ist auch schon geübt als Wahrsagerin Ulrica: Routiniert düster und verheißungsvoll singt sie in reinstem Mezzo den anderen ihre ebenso düstere Zukunft.

Miguel Gomez-Martinez führt das Staatsopernorchester mit viel Dynamik, schießt manchmal in der Lautstärke über das Ziel hinaus. Das Orchester wartet später mit großen Soli auf. In einem rasanten Finale fliegen schließlich Messer und Masken vor der farbenfrohen Kulisse  anhaltender Applaus!
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Mehr Leidenschaft!
Die Presse, 8 March 2006

Wiederaufnahme von Verdis "Un ballo in maschera": zäh.

Es ist ja schön, wenn Musiker bei der Arbeit gute Laune haben. Versüßen sich aber zwei den Dienst schon im ersten Akt mit Blödeleien zwischendurch, dann sagt das wohl auch etwas über die Intensität eines Opernabends aus. Beim "Ballo in maschera" dürfte es nämlich niemandem fad werden, weder im Graben und auf der Bühne noch im Publikum.
Dürfte. Denn trotz weitgehend ordentlicher Besetzung, gut studierten Orchesters und tadellosen Chores tat sich wenig bei dieser Wiederaufnahme. Geisterbeschwörungen, Liebesschwüre, Gewissenskonflikte, Rachedräuen: Unter Miguel Gomez-Martinez' Leitung tönte alles ordentlich, penibel fast, nie zu schnell, nie zu laut - aber auch ohne jedes Brio. Gut, wenn bei Verdi nicht reißerisches Verismo-Fieber grassiert, aber ganz keimfrei soll's doch nicht klingen.

Erst im dritten Akt kam etwas Leben in die Puppentheater-Bude der auch schon 20 Jahre alten De-Bosio-Inszenierung. Da schmissen zwar die Trompeten in der Einleitung zum "Eri tu", da hörte man aber auch ein schönes Cellosolo in Amelias Arie. Neben diesem verblasste Norma Fantini ein wenig, weil sie Mühe hatte, ihre Höhe zu bändigen und in die Phrasierung zu integrieren. Auf der Habenseite war sie doch, wie Nadia Krasteva mit ihrer gepflegten Ulrica.

Giuseppe Sabbatini, kein Meister frei strömender Phrasen und sonniger Timbres, machte als Gustavo immerhin gute Figur und leistete trotz Intonationsschwächen einiges an vokaler Differenzierung. Seinen Mörder Renato haben manche italienischen Gäste wohl schon schlechter gesungen als Georg Tichy. Aber nicht viele. Bori Keszei mühte sich, spröd klingend, als Oscar mehr um Volumen als um Koloratur-Leichtigkeit; Alexandru Moisiuc und Johannes Wiedecke waren stimmstarke, aber persönlichkeitsschwache Verschwörer.
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Der Tod steht ihm gut
Der Standard, 10 March 2006

Ja, der Maskenball, da ist er wieder: Üppig quillt dem Besucherauge Form und Farbe aller Art, ist gleich: Dekoration entgegen, die Choristen tragen Rokoko gleich kiloweise, mintgrün und zuckerlrosa berüscht und verzopft.

Als wollte Miguel Gomez-Martinez einen akustischen Kontrapunkt zur optischen Jeannine-Schillerigkeit der (20 Jahre alten) Inszenierung Gianfranco de Bosios setzen, lässt er das Orchester zur Verdi-Wiederaufnahme einen delikaten, straff geführten Un ballo in maschera tanzen - mit hitzigen und dramatischen Einlagen, wenn nötig. Am Ende des Tanzvergnügens wartet der Tod, doch davor wird geliebt, gelitten, gewahrsagt und gescherzt. Für Letzteres ist am Hof König Gustafs III. von Schweden der Page Oscar zuständig: Bori Keszei singt ihn mit kecker, aber etwas matter Wendigkeit. Die Zukunftsschau hat Madame Ulrica Arvedson zu besorgen: Erschrocken liest Nadia Krasteva aus des Königs Hand von dessen nahem Ende, glühend-gurrend tut sie es ihm kund.

Des Königs besten Freund, der sich - durch einen Riesenirrtum! - in dessen bösen Feind verwandelt, gibt Georg Tichy: Vor allem im ersten Bild des 3. Akts läuft er zu gewinnender Intensität auf; davor und danach will sein Graf René eine gewisse beislwirthafte Gewöhnlichkeit nicht verlieren. Giuseppe Sabbatini, der von Tichy Gemordete, ist mit jeder Geste und jedem Ton ein Souverän.

Mit der fantastischen Norma Fantini (als Amelia) liefert er sich ein Kopf-an-Kopf-Singen in Sachen Professionalität, Intensität und Nuancenreichtum der Gestaltung - welches Sabbatini dank seines virtuos veristischen Versterbens mit dem letzten Atemzug gewinnt. Toll!
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This page was last updated on: March 13, 2006