FLOREZ MAIN PAGE
FLOREZ ARTICLES INDEX
FLOREZ REVIEWS INDEX
VOCE DI TENORE SITE MAP
SITE NEWS & UPDATES
REVIEWS
Recital, Rheingau Musik Festival Wiesbaden, 28 August 2003

Florez and Giordano sing (not many) love duets in Wiesbaden, Opera-L, 3 September 2003
Prickelndes Italien aus samtigen Kehlen, Wiesbadener Tagblatt, 30 August 2003
Beim Fest der Stimmen guten Ruf bestätigt, Offenbach Post, 30 August 2003
_______________________________________________________________
Click for larger version
Laura Giordano and Juan Diego Flórez at Wiesbaden
CLICK IMAGE FOR LARGER VERSION
Photo courtesy of Stephen Cutler 
Prickelndes Italien aus samtigen Kehlen
Johannes Bolwin, Wiesbadener Tagblatt, 30 August 2003

Virtuose Opernarien im Kurhaus/Bravos für Laura Giordano und Juan Diego Flórez

"Oper konzertant" heißt eine neue Reihe, mit der das Rheingau Musik Festival künftig außerhalb der Sommersaison in Frankfurts Alter Oper ambitioniert Flagge zeigt. Zum fulminanten Auftakt schwebt am 10. November Wagners "Lohengrin" (mit der Sächsischen Staatsoper) ein, am 3. Februar steht eine "Salome" (der Wiener Staatsoper) ins Haus.

Zum Aperitif entführte das um neue Konzepte nicht verlegene Festival ins Mutterland der Oper, nach Italien. Prickelndes gab es im ausverkauften Wiesbadener Kurhaus: Arien von Rossini und Donizetti, die aus den samtigen Kehlen der beiden Stimmstars perlten wie edler Champagner.

Beide, die 1979 in Palermo geborene Italienerin Laura Giordano und der aus dem peruanischen Lima stammende Tenor Juan Diego Flórez, verfügen bereits über eine fulminante Technik, die sie selbst gefürchtete Sprünge und Belcanto-Koloraturen meistern lässt. Und bei der berühmten Arie des Tonio ("Ah! Mes amis, quel jour de fete") aus Donizettis "Regimentstochter" lieferte Diego Flórez en passant die beiden kühnsten Oktavsprünge des ganzen Abends; sie führen hinauf in jene sauerstoffarme Gipfelregion, vor der die meisten seiner Zunftkollegen kapitulieren. Nun: Flórez nahm die Hürde gleich mehrfach, was denn auch prompt den rauschenden Jubel des kundigen, auf derlei Höhepunkte gespannt wartenden Publikums nach sich zog. Zum Schluss, nach einem weiteren Duett, prasselten nicht nur Bravos, Bravas und Bravis hernieder, sondern scharenweise auch die Blitzlichter der betuchten Opernfans.

Ansonsten melodieverliebte Musik pur, die den Erwartungen gerecht wurde: Durchweg präzise die Intonation, getragen von jener schwerelosen Leichtigkeit, die die kleine Gesangselite von der großen Schar scharf trennt; überzeugend auch der Ausdruck - bei der auch gestisch ihren Part keck umspielenden Laura Giordano mehr noch als beim Tenor, der technischer Perfektion und heldenhafter Kraft gegenüber lyrisch-sanfter Natürlichkeit weitenteils den Vorzug gab. Dass der hier samtig warm, dort glutvoll klingende, dann wieder kolibrihaft verspielte Sopran Giordanos in der Donizetti-Arie "C'en est donc fait" ("Regimentstochter") zweimal fast über die teuflische Pianissimo-Hürde gestolpert wäre, trübt den positiven Gesamteindruck nicht. Sehr gut machte sie ihre Sache in der "Don Pasquale"-Partie, vor allem auch in den anmutigen Rossini-Arien.

Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz imponierte in den Vorspielen und bläsersatten Tutti-Passagen mit Klangvolumen. Doch fehlte im Zusammenspiel mit den Solisten (so im walzerseligen "Liebestrank"-Reigen) noch jene sensible, "hinschauende" Agilität und Flexibilität, die bloßes Partiturspiel von lebendiger Musik unterscheidet. Dirigent Riccardo Frizza wollte es erkennbar pulsieren, dynamisch auf- und abschwellen lassen -  doch dazu war das Orchester zu sehr mit sich selbst beschäftigt.


Beim Fest der Stimmen guten Ruf bestätigt
Axel Zibulski, Offenbach Post, 30 August 2003

"Bravo"-Stürme für Juan Diego Flórez

Als im vergangenen Jahr seine Debüt-CD mit Rossini-Arien erschien, brachte sie nicht nur Belcanto-Freunde zum Schwärmen. Da meldete sich mit dem jungen Peruaner Juan Diego Flórez ein idealer "Tenore di grazia" zu Wort, der seine exzellente Technik bald danach auf einem zweiten Album mit Bellini- und Donizetti-Arien präsentierte. Jetzt gastierte der 1973 geborene Sänger im Wiesbadener Kurhaus und bestätigte beim Rheingau Musik Festival das herausragende Niveau dieser Einspielungen. Neben Flórez hörte man die italienische Sopranistin Laura Giordano und die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, geleitet von Riccardo Frizza.

Gioacchino Rossini und Gaetano Donizetti auch hier: Flórez hat sein Repertoire ausschließlich mit jenen Komponisten bestückt, deren Werke zu seiner Stimme passen. Exzellent, mit welcher Leichtigkeit der Tenor bereits in einer Arie aus Rossinis "Il Signor Bruschino" Verzierungen in die vokale Linie einbindet. Sie wird getragen von dem wohl klingenden Timbre seines Tenors, der niemals eng, selten nasal und keinen Augenblick forciert klingt - selbst wenn er, wie in der Ramiro-Arie aus "La Cenerentola", einige kraftvolle Akzente setzt, in denen fast trompetenhaftes Metall aufzuschimmern scheint.

Gerade in dieser Arie zeigt er aber auch die ungemeine Wendigkeit seiner Stimme, lässt etwa einen lange gehaltenen Ton ins feinste Piano sinken.
Flórez bietet zudem ein Feuerwerk an vokalen Kolorierungen auf, vielleicht am deutlichsten zu erleben in Donizettis populärer Romanze "Una furtiva lagrima". Statt auf Schluchzer, zähe Legati oder ähnlich zweifelhafte Gestaltungsmittel setzt der stilsichere Sänger auch hier auf feine Portamenti, vermittelt Ausdruckskraft, indem er gefühlvolle Phrasierungen bildet, die Dynamik exakt differenziert und abschattiert. Wem da noch einige hohe und höchste Noten fehlten - in der Arie des Tonio aus der "Regimentstochter" reichte Flórez sie gleich in großer Zahl nach und pflückte die Spitzentöne leicht wie reifes Obst aus der Höhe. Die "Bravo"-Stürme im Kurhaus waren danach hoch verdient.

Sehr freundlich nahm man auch die Sopranistin Laura Giordano auf. Ihre drei Duette mit Flórez waren durchweg synchron gestaltet; in ihren Arien zeigte Giordano eine technische Reife, die für ihre 24 Jahre beachtlich ist. Triller und Koloraturen sitzen, und dass in einer Arie einige hohe Töne nicht gleich ansprachen, blieb Episode. Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mochte die Impulse des Dirigenten Riccardo Frizza nur bedingt auffangen, begleitete unauffällig, aber nicht frei von Ungenauigkeiten im Zusammenspiel der Streicher und genauer Intonation der Bläser. Der Star dieses Abends war ohnehin ein anderer.


Juan Diego Florez - Wiesbaden
Stephen Cutler, Opera-L, 3 September 2003
   
                                          "Quoi! vous m'aimez!"

                                          "Si! je vous aime!"

The opening words of the final duet on the programme of love duets given by Laura Giordano and Juan Diego Florez on 28 August at the Kurhaus, Wiesbaden. Lovers in real life, too, when the contract was signed, but alas no longer, and perhaps that is why, in an advertised programme of love duets, there were in fact only three, the rest consisting of solos and overtures. A pity, because those duets were indeed the most enjoyable part of the evening, the voices blending so well, the emotions seemingly so heartfelt.

The concert took place in the vast and echoing chamber of the Friedrich von Thiersch Hall of the Kurhaus, built not as a concert hall, but to provide sumptuous surroundings for the citizens of Wiesbaden to take the waters. The acoustic was helpful to neither singer, but particularly not to Florez. It hardened the sound of his voice and tended to even out the dynamic range. His voice is most beautiful and most affecting in a more intimate acoustic, as it was earlier in the month in the Teatro Rossini in Pesaro.

We began with the overture to Signor Bruschino. To call the Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz a second-rate orchestra would be generous. They began as they continued throughout, with imprecise, shoddy playing (the imprecision amplified by the acoustic) and, with the exception of the first cello, poor, unpractised solo work. The great advantage of having Riccardo Frizza as conductor is that he knows so well what Florez likes to do, but with an orchestra that just refuses to follow, there is little to be done. So the sea of mud threatened to overwhelm the proceedings more than once, and surprisingly, it was the smaller voice of Laura Giordano that cut through it most easily.

Florez began with "Deh tu m'assisti amore", which follows directly from the overture, a lesson in sublime legato singing, not the faintest trace of an aspirate, a perfectly judged crescendo over the arpeggio on "Ah si!" up to the top C. This followed without a break into the duet, "Quant'e dolce". How well matched the voices are, Florez singing down to match Giordano, two singers singing as one.

Giordano's first solo, from the same opera, was "Ah! voi condur volete", and the voice on its own is something of a surprise. The notes are there, the voice is well controlled and not unattractive, but there is little emotion - not so much coldness as childishness. The voice is not difficult to describe: light, clean, forward, clear, innocent, the voice of Sofia, Adina, Norina, a "vergin vezzosa" who has not loved or suffered.

Well-trodden Florez territory followed: "Che ascolto" from Otello and "Si, ritrovarla" from Cenerentola. That we have become familiar with Florez's interpretations of these pieces does not detract from the wonder of his singing them. What makes the singing so distinctive? Apart from the sound of the voice, of course, it is surely above all the phrasing, not only the length of the phrase but his ability to make it grow to a climax and fall away again. His technique continues to improve. His tendency to go slightly sharp in the florid passages of "Ah! come mai non senti" has been corrected. The top C's on "tradito", however, are taken from slightly underneath rather than hit spot in the middle.

Most memorable from the Cenerentola is the fine sustained diminuendo on a D natural at the word "stringero", the tone spun out to the finest unbroken thread. It is not always the fireworks that most impress.

There were two further duets, "Una parola, o Adina" from "L'elisir d'amore" and "De cet aveu si tendre" from "La Fille du regiment", and the qualities displayed were much as before. But of "La Fille" there is more to be said. I suppose everyone must have wanted to hear Caruso sing "Vesti la giubba", though they didn't always get it. Certainly everyone seems to want to hear Florez sing "Ah! mes amis", and we must take account of the fact that perhaps most in the audience will not have heard Florez live before, and may never do so again. But even so, Juan Diego, we know you can sing it, and we know you can sing it better than anyone else, and certainly this writer at least would be happy not to hear you sing it again for a while. Try "Pour me rapprocher", try anything for a change. And if Decca complain, tell them that they do not know how to record your voice and that you are thinking of going somewhere else.

To close, a few comments on the Rheingau Musik Festival, of which this concert was a part. As a festival attracting an international audience, it has a long way to go. Among the audience, I heard no language other than German, which is less astonishing when you know that, in order to book tickets in advance, the only acceptable means of payment was a German bank transfer. No credit cards, no cheques, no cash. So unless you, or a friend, had a bank account in Germany, you had a problem. This concert was sponsored by the municipal bus company who, apart from keeping the seated audience and the artists waiting while they finished their champagne reception, took the whole of the first six rows of seats. We hope they enjoyed it.


GO TO TOP OF PAGE

This page was last updated on: September 3, 2003