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Concert Tour, Germany & Austria, September/October 2007
          
          Arienabend mit Juan Diego Florez in München, Süddeutsche Zeitung, 26 September 2007
          Geläufige Gurgel, seriöse Kunst, Die Presse, 28 September 2007

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Arienabend mit Juan Diego Florez in München [excerpt]
EgberthTholl, Süddeutsche Zeitung, 26 September 2007

Sein Publikum treibt er mit Leichtigkeit in höchste Verzückung. Jüan Diego Florez, 33, ist reizend, jung, er hat Charme und Energie. Das Publikum im Herkulessaal tobt, und Florez singt fünf Zugaben, darunter in Wiederholung das Parmi veder le lagrime" des Herzogs aus Verdis Rigoletto", weil er mit seiner ersten Interpretation nicht zufrieden war. Und tatsächlich wird er bei der Wiederholung für seine Verhältnisse geradezu haltlos dramatisch - offenbar brauchte er zuvor die Fülle der hohen Cs aus Do-nizettis Regimentstochter" (Ah! Mes amis"), um richtig warm zu werden. Diese Spitzentöne allein sind ein Phänomen, mühelos lyrisch hingetupft, mit beispielhafter Intonationssicherheit. Florez ist der derzeit beste Rossini-Tenor der Welt, was er im ersten Teil mit sprudelnder Präzision beweist. Doch mit Rossini allein wird man im Opernbetrieb nicht glücklich, es drängt ihn hin zu Schwererem. Rein technisch ist das kein Problem, doch fehlt seiner engelzarten Stimme (noch) der Unterbau, die Möglichkeit, Abgründe zu gestalten. Freilich stört das in einem Arienabend nicht weiter, weil die Charaktere zu schnell vorüberhuschen, um sich mit ihren Facetten auseinandersetzen zu können. So bleibt der Eindruck von umfassender Klangschönheit, von schlanker Beweglichkeit, von Musikalität und Instinkt. Und wenn sich Florez von einem anständigen Orchester begleiten ließe und nicht von der gerade in den annähernd lautlosen Streichern extrem herzschonend aufspielenden Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, könnte sein dramatisches Gespür noch wachsen. [...]
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Geläufige Gurgel, seriöse Kunst
Walter Weidringer, Die Presse, 28 September 2007

Juan Diego Flórez gab einen fulminanten Arienabend in Wien.

Es soll ja Opernfans geben, die vor allem das zünftige Repertoire vom mittleren Verdi bis hin zum Verismo und Puccini lieben  und auf die so genannten leichten" Belcanto-Tenöre etwas mitleidig herabblicken. Nicht immer zu unrecht. Denn geläufige Gurgeln sind erfahrungsgemäß nicht allzu oft mit einnehmendem Stimmklang verbunden. Aber selbst solche Hardcore-Aficionados müssen zugeben: Juan Diego Flórez beweist  mit Bravour und Charme  das Gegenteil.

Rossinis, Bellinis und Donizettis Opernhelden stammen aus einer Zeit, da die Expression allein mit stimmlichen Mitteln zu verwirklichen war, in der eine dynamisch belebte, perfekt geformte Phrase innigen Ausdruck transportierte, Hoheit und Erregung sich in Koloraturen spiegelten  und höchste Töne noch nicht plakativ an den Schlüssen zu explodieren hatten, sondern bloß größere, funkelndere Stücke einer Juwelen-Kette darstellten. Daran weiß Flórez wie derzeit wohl kein zweiter zu erinnern: Verzierungen verwandelt er aus sängerischen Hürden in Bedeutungsträger; Melodien offenbaren, fern aller Leierkasten"-Vorurteile ernst genommen und verstanden, zärtlich-reiche Empfindung.

Gegenteil eines Brachial-Manricos

Und Flórez tut dies mit einer freilich hellen, aber perfekt ausgeglichenen Stimme, die niemals eng tönt, stets klar fokussiert bleibt  und nicht zuletzt über genügend Farbe und souveränen Strahl verfügt, dass auch jene begeistert lauschen, die sonst eher schwerere tenorale Kaliber bevorzugen. Viele von ihnen steckt Flórez, Hand aufs Herz, technisch mühelos in die Tasche. Das war spätestens bei seinem Repertoire-Ausflug nach Mantua zu erleben: Mit welcher Souveränität Flórez da in Questa o quella" weiteste Phrasen spannte! Wie er das gefürchtete Parmi veder le lagrime" nicht nur gefühlvoll schmeichelnd, sondern auch blitzsauber auszuführen verstand!

Es sind nämlich die, pardon, etwas verdorbenen Hörgewohnheiten späterer Zeiten, die den Rigoletto-Herzog zum Vorgänger landläufiger Brachial-Manricos machten. Bei Flórez ist er, stilistisch korrekt, eine reine Belcanto-Figur: vokale Verführung, ohne jedes Schluchzen, Drücken oder gar Bellen.

Kein Wunder, dass das Publikum da nicht erst ab der dritten Zugabe (die mit hohen Cs gespickte Tonio-Arie) immer wieder einmütig jubelnd aus den Sitzen sprang. Wer hätte gedacht, dass im Reißer Granada" so viele herrliche Piano-Phrasen stecken? Unbescheiden ob solche künstlerischer Fülle, sehnte man sich nach besserer, nobler tönender Begleitung, als sie die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Christopher Franklin ablieferte. Aber die seriös-herzliche Sangesfreude des Tenors machte den Einwand zur Marginalie.
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This page was last updated on: October 1, 2007